Auf dem Weg zur Great Ocean Road

27. Oktober 2017

Die Great Ocean Road ist wohl die bekannteste und bei Touristen beliebteste Strecke in Australien. Auch wir wollen dort hin und uns die wunderbare Küstenlandschaft anschauen. Doch zuerst müssen wir noch etwas Strecke zurücklegen, denn von Murray Bridge bis nach Warrnambool, wo die Great Ocean Road beginnt, sind es über 500 Kilometer. Wir fahren aber nicht am Stück durch, sondern stoppen unterwegs bei einigen Highlights, die wir uns vorher rausgesucht haben oder die uns spontan vor die Motorhaube kommen. Aber vorher heißt es erst einmal auftanken, denn unser Camper hat leider nur einen sehr kleinen Frischwassertank, so dass wir alle 2 Tage nachfüllen müssen.

Also geht es los und die ersten Stunden fahren wir erst Mal durch sich kaum verändernde, recht karge Landschaften. Die Größe von Australien wird einem dabei immer wieder bewusst. Hier gibt es so unglaublich viel Platz und die riesigen Flächen werden meist als Weiden für Vieh genutzt, wo man aber dann wiederum gar kein Vieh findet. Kein Wunder. So viele Tiere kann man gar nicht züchten, bei diesen schier unendlichen Weiten. Unser erstes Ziel ist Robe, eine Küstenstadt ca. 330 Kilometer südlich von Adelaide.

Auf dem Weg dorthin stoppen wir immer mal wieder um die Landschaft zu genießen. Auch wenn diese nicht so vielfältig ist wie es in Neuseeland der Fall war, entdeckt man immer wieder schöne Orte die zum kurzen verweilen und entdecken einladen. So wie zum Beispiel auch einen pinken See, der direkt neben der Straße liegt und der tatsächlich Pink ist. Man glaubt es kaum  Wir spazieren etwas am Ufer entlang und Ben gelingen einige spektakuläre Luftaufnahmen.

Danach geht es weiter Richtung Robe. Gegen Abend kommen wir dort an und schlagen unser Nachtlager an einem alten Obelisken auf. Der steht auf einer steilen Klippe und wurde vor 150 Jahren dort gebaut. Weil das Meer langsam aber sicher das Gestein der Klippen abträgt, ist der Weg zu dem Obelisken selbst gesperrt, aber man kann ihn aus ein paar Metern Entfernung begutachten. Außerdem ist die Umgebung um den Obelisken herum ziemlich schön und wir genießen einen wunderbaren Sonnenuntergang und danach einen tollen Sternenhimmel.

Am nächsten Morgen checken wir erst einmal die Gegend um den Obelsik herum aus, denn das haben wir am Abend zuvor ja nur im Dämmerlicht gesehen.

Ansonsten gibt es noch ein Museum, auf das wir aber grad keine Lust haben und einen sehr langen und schönen Strand. Wir entschließen uns für einen ausgiebigen Strandspaziergang, bevor wir dann in den Camper steigen und weiterfahren.

Uns stehen zwei Straßen zu Auswahl, die beide in die gleiche Richtung führen. Der gut ausgebaute Highway und eine Landstraße, die aber mehr von der Landschaft bietet. Wir entscheiden uns dafür und so werden wir wieder ordentlich durchgeschüttelt, bekommen dafür aber eine schöne Aussicht geboten. Außerdem ist hier anscheinend Wombat-Gebiet, was uns etwas aufgeregt sein lässt. Aber leider bekommen wir dieses mal keinen zu Gesicht.

Unser nächster Stopp ist der kleine Ort Beachport, der bei Surfern sehr beliebt ist. Auch hier tummeln wir uns etwas am wunderschönen weitläufigen Strand und fahren dann weiter.

Als nächstes Ziel steht Mount Gambier an, wo wir auch die Nacht verbringen wollen. Mount Gambier ist vor allem für seine Blue Lakes bekannt. Das sind Seen in riesigen Kratern von erloschenen Vulkanen. Durch die spezielle Zusammensetzung von Mineralien im Wasser, schimmert dieses in verschiedenen kräftigen Blautönen. Vorher besuchen wir aber erst noch das Museum in der Touristeninformation und informieren uns etwas über die Geschichte der Umgebung und das Schicksal der Aborigines. Eine kleine interaktive Ausstellung, bei der Schauspieler auf eine Scheibe projiziert werden und die dann mit riesigen Requisiten agieren, bietet interessante Einblicke in das schwierige Zusammenleben der Ureinwohner mit den europäischen Kolonisten.

Danach geht es zu dem größten Blue Lake, der nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt. Als wir dort ankommen und eine der vielen Aussichtsplattformen betreten, staunen wir nicht schlecht. Der schimmernd blaue See in dem gigantischen Krater ist schon sehr eindrucksvoll.

Man kann sich kaum vorstellen, welche Naturgewalten so ein riesiges Loch hinterlassen haben. Die Zahlen sprechen hier ziemlich für sich. Der Krater ist über einen Kilometer lang, 650 Meter breit und 190 Meter hoch. Die mittlere Tiefe des Sees beträgt 72 Meter. Um den See herum führt eine Straße und ein Fußweg, so dass man eine bequeme Wanderung machen kann. Da es allerdings schon recht spät ist, begnügen wir uns mit zwei Aussichtspunkten und genießen von dort die Aussicht.

Am nächsten Tag besuchen wir das Umpherston Sinkhole. Dabei handelt es sich um einen tiefen Krater mitten in der Landschaft. Vereinfacht gesagt entsteht dieser durch Gestein, dass über viele tausende Jahre ausgehöhlt wird, irgendwann in sich zusammenstürzt und dann große Löcher aus dem Nichts heraus entstehen.

Das Sinkhole in Mount Gambier wurde bereits im 19. Jahrhundert so angelegt, dass es Teil eines Parks ist und selbst ebenfalls Zugang zu einem kleinen Park bietet. Eingebettet in eine schön gepflegte Grünanlage, bietet das Sinkhole über eine Treppe Zugang für Besucher nach unten. An den ca. 30 Meter tiefen steilen Wänden schlängeln sich allerlein Schlingpflanzen nach unten. Das Sinkhole selbst ist wie ein kleiner Park angelegt. Es stehen zwei riesige dünne Palmen dort rum, die sich gemächlich im Wind wiege und immer so ein bisschen danach aussehen, als würden sie gleich umknicken. Die Fläche des Lochs ist Terrassenförmig angelegt. Oben gibt es Bänke und Tische und sogar eine elektronische BBQ Station. Die verschiedenen Terrassen bieten viel Platz zum Sitzen & Liegen. Ganz unten sind einige Infoschilder aufgestellt, die Informationen zum Sinkhole und dessen Geschichte geben. Als wir ankommen ist nicht so viel los und wir können das Loch im Boden in Ruhe erkunden. Die Felswände ragen teilweise schräg über unseren Köpfen hinweg. Gigantische Steinmassen, die mit den Jahren immer mehr an Stabilität verlieren. Daher kann es gut sein, dass das Sinkhole von Jahr zu Jahr sein Aussehen ein bisschen verändert und größer wird.

Unser nächster Stopp an diesem Tag ist Portland. Da wir keine Ahnung haben was man da so machen kann, steuern wir erst einmal das Informationszentrum an. Das schließt um 17 Uhr und da wir 16.30 Uhr haben, bleibt noch genügend Zeit sich über die Aktivitäten im Umkreis zu aktivieren. Denkste. Wir haben nämlich ganz nebenbei und ganz unbemerkt die Grenze einer Zeitzone durchquert und zwar eine, die einen Unterschied von 30 Minuten macht. Ja, das gibt es in Australien. Und so stiefeln wir kurz vor 17 Uhr in die Touristeninfo, werden dort geduldig bedient und bekommen dann den Hinweis, dass sie nun schließen wollen. Wir sind verdutzt, doch eine Uhr an der Wand verrät uns, dass es eine halbe Stunde später ist, als noch 10 Kilometer zuvor. Witzig. Wir bekommen die Empfehlung für eine Ein-Tages-Tour rund um Portland, die man bequem mit dem Camper abfahren kann und die größten Highlights der Region bietet.

Wir entschieden uns dafür dies am nächsten Tag in Angriff zu nehmen. Jetzt aber erst Mal einkaufen, denn der Kühlschrank braucht wieder etwas Inhalt. Diesmal wollen wir etwas Shopping mit einhergehenden Heimatgefühlen machen und so fahren wir zu dem nahegelegenen Aldi. Ja, in Australien gibt es Aldi. Das deutsche Unternehmen expandierte schon vor vielen Jahrzehnten ins Ausland. So findet man z.B. auch Aldi Filialen in vielen europäischen Ländern, den USA und China. Trotzdem ist das irgendwie witzig, vor allem weil es genauso aussieht wie bei uns in Deutschland. Das weltweit bewährte Prinzip. Wieso daran was ändern. In der Heimat gehen wir nicht so oft in den Aldi, in Australien wird es allerdings mit Coles zusammen unser Lieblingssupermarkt.

Die Nacht verbringen wir auf einem wunderbar ruhigen und idyllischen Campingplatz mitten im Wald, umgeben von zahlreichen wilden (und scheuen) Kängurus und Papageien.

Am Tag drauf starten wir dann unsere Tour um Portland herum. Auch hier kann man wieder ein einzigartiges Küstenpanorama bewundern. Los geht´s am Point Danger. Dieser Punkt liegt südlich von Portland direkt am Meer und bietet einen tollen Ausblick auf vorgelagerte Felsen und Klippen, ein sehr raues Meer mit riesigen wellen und eine Tölpelkolonie die, geschützt durch einen hohen Zaun und Sicherheitskameras, zu tausenden auf den steilen Klippen brüten. Wie immer bläst uns ein starker Wind um die Ohren, aber das gehört an der Südküste von Australien mittlerweile mit dazu.

Weiter geht es zum Yellow Rock, ein sehr beliebter Platz für Surfer. Und tatsächlich ist auf dem Wasser einiges los. Kein Wunder, denn mit jeder Stunde nimmt der Wind an diesem Tag zu und die Wellen bäumen sich immer höher auf.

Wir beobachten eine Weile das Können der Surfer und fahren dann weiter zum Cape Nelson Lighthouse. Für diesen Leuchtturm hat man sich wirklich einen spektakulären Platz ausgesucht. Die Klippen dort sind fast 100 Meter hoch und das Meer peitscht unaufhörlich mit unbändiger Kraft gegen die Felsen.

Unser nächster und letzter Stopp ist der Petrified Forrest, der versteinerte Wald und die dazugehörigen Blowholes. Beim versteinerten Wald handelt es sich Kalkstein Verwitterungen, die sich durch Erosion und Regen in Millionen von Jahren gebildet haben. Dadurch sehen die hohlen Steinsäulen aus wie versteinerte Baumstämme. Sie stehen zudem mitten einer Mondlandschaft ähnlichen Umgebung.

Während wir vom versteinerte Wald Richtung Blowhole gehen, legt der Wind noch mal ordentlich zu. Er drückt jetzt so heftig gegen uns, dass wir uns beim Gehen immer etwas nach vorne lehnen müssen. Entsprechend gewaltig kracht das Meer auch bei den Blowholes gegen die Küste. Jetzt will man nicht mit einem Boot auf dem Wasser sein, denn in Küstennähe hätte man keine Chance gegen die gigantischen Wellen.

Ordentlich vom Wind durchgeschüttelt, geht es zurück zum Camper. Die Tour rund um Portland hat sich gelohnt. Innerhalb von einem Tag bekommt man viele verschiedene beeindruckende Dinge zu sehen. Wer mehr Zeit mitbringt, kann noch viel mehr von der Umgebung erkunden und sich z.B. die nahegelegene Seelöwenkolonie ansehen.

Für uns geht es aber nun weiter Richtung Warrnambool. Auf dem Weg dorthin werden wir auf ein Wildlife Reservat aufmerksam, welches anscheinend tolle Rundwege um einen erschlossenen Vulkankrater bieten soll. Also biegen wir spontan ab und fahren durch ein wunderschön aussehendes Naturschutzgebiet zu dem Parkplatz des Reservats. Dort gibt es ein kleines Informationszentrum, in dem man auch Touren buchen kann und eine riesige Fläche für Picknick & BBQ. Außerdem sieht man überall wildlebende Emus herumstolzieren.

Die nächsten 1,5 Stunden verbringen wir mit einer Wanderung zum Vulkankrater. Die Landschaft ist wunderschön. Eine Mischung aus Dschungel und Steppe. Die Bäume sind grün und saftig und wir haben die Hoffnung, dass wir hier unseren ersten wilden Koala entdecken werden.

Doch es ist schwierig die kleinen pelzigen Baumbewohner in den Baumwipfeln zu entdecken. Dafür machen wir Bekanntschaft mit einer mürrischen Schildkröte und einer lustig aussehenden Echse. Und wir spazieren um den kleinen Kratersee des Vulkans herum, dessen wunderbar blaues Wasser von dicht bewachsenen Hängen eingerahmt wird. Immer wieder halten wir kurz Inne und genießen die schöne Aussicht.

Danach geht es weiter nach Warrnambol. Dabei handelt es sich um das „westliche Tor“ zur Great Ocean Road. Die Stadt ist sehr vom Tourismus geprägt und das dadurch generierte Geld wird sehr gewissenhaft in die Verschönerung der Stadt investiert. Vor allem die Bereiche nahe des Hafens sind sehr schön angelegt. Riesige Parks bieten viel Platz für Aktivitäten. Die Wege an der Küste sind super gepflegt. Was allerdings nicht so erfreulich ist: Im gesamten Stadtgebiet gibt es keine kostenlose und auch keine wirklich günstige Variante um zu campen. Entweder man bucht einen Platz auf einem der unverschämt teuren Campingplätze, oder man fährt 20 Minuten ins Landesinnere, um dort einen freien Campingplatz zu finden. Wir entscheiden uns für die zweite Variante, denn die Gebühren für einen Campingplatz sind lächerlich.

Aber vorher fahren wir noch an den Hafen. Dort ist nämlich der Breakwater Pier und das ist echt spektakulär. Bei „Breakwater“ handelt es sich um eine Konstruktion, die in das Meer hineingebaut wird, um die Küste vor der Kraft der Wellen zu schützen. Im Prinzip sieht es wie ein lange massiver steiniger Steg ins Wasser hinein aus. In Warrnambool ist das auch dringend nötig, denn das Meer entwickelt hier unglaubliche Kräfte.

Wir parken in der Nähe des Breakwater und staunen nicht schlecht als wir auf der Mauer stehen und sehen, wie die Wellen mit voller Wucht gegen die Wände prallen und dabei bis zu 20 Meter hohe Fontänen entstehen. Diese sind so gewaltig, dass sie oft über die Mauer hinweg auf der anderen Seite auf die Straße klatschen. Ein Blick auf das Meer macht uns klar, dass hier schier unbezwingbare Gewalten im Spiel sind. Die Wellen sind an diesem Tag über 10 Meter hoch! Im Laufe der Jahre hat die Mauer stark gelitten. Die unaufhörliche Krafteinwirkung des Wassers hat tiefe Risse verursacht. Aber noch hält sie.

Todesmutig entscheiden wir uns ganz ans Ende der Mauer zu gehen. Ein riskantes Unterfangen, denn man läuft mehr als einmal Gefahr eine ordentliche Dusche abzubekommen. Aber es macht auch Spaß, denn man muss die Größe und Wucht der Wellen richtig einschätzen um dann zu entscheiden, ob man die „gefährlichen“ Passagen durchquert oder wartet weil die nächste Welle einen großen Schwall Wasser auf die Mauer niederregnen lässt.

Wir schaffen es unversehrt bis ans Ende, wo wir einigen Robben beobachten, denen die hohen Wellen nichts auszumachen scheinen. Danach geht es wieder zurück, auch diesmal ohne Salzwasserdusche. Nur ganz vorne, gegenüber von der Mauer mit Blick auf einige kleine Inseln mit Pinguinkolonie, überrascht uns das Meer und verpasst uns eine kleine Erfrischung. Touché.

Danach machen wir noch einen kleinen Spaziergang über einen Küstensteg und bewundern auch da nochmal die Kraft des Meeres. Man kann sich an den hohen wilden Wellen kaum sattsehen.

Warrnambool ist eine hübsch angelegte kleine Stadt und man kann hier definitiv einige Tage verbringen. Wenn man zur richtigen Jahreszeit da ist, kann man auch Wale beobachten. Wir haben das auch probiert aber da wir etwas zu spät dran sind, hatten wir kein Glück. Es gibt ein riesiges Touristeninformationszentrum, mit einem angeschlossenen Museumsdorf, man kann Ausflüge zu nahegelegenen Attraktionen machen oder einfach nur Tagelang in den riesigen Parks verbringen. Surfer kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie Naturliebhaber. Alles in allem ein schöner Ort, nur leider nicht so gut für Backpacker in Campern. Dann kann es echt teuer werden. Schade eigentlich, denn das gibt uns bei unserer Weiterreise so ein bisschen das Gefühl, dass maximale an Gewinn aus allen Touristen rauszuholen. Verstärkt wird das auch von der Tatsache, dass die Verwaltung von Warrnambool Bußgelder in Höhe von 250,00 AUD verhängt, falls jemand auf die Idee kommt im Stadtgebiet mit dem Camper zu übernachten.

Wir fahren daher wieder zu einem freien Campingplatz etwas außerhalb. Der liegt sogar recht günstig für unsere Weiterfahrt zur Great Ocean Road. Das steht morgen an. Drei Tage haben wir eingeplant, für die 250 Kilometer lange Strecke von Warrnambool nach Torquay. Wir sind sehr gespannt, denn einige großartige Highlights warten auf uns.

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Impressionen von unserem Weg zur Great Ocean Road:

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