Perth und die lustigen Quokkas

19. Oktober 2017

Der nächste Tag beginnt im Hotel mit einem witzigen Frühstück, denn wir stehen fasziniert vor einer Pancakemaschine. Das es sowas gibt. Verwundert beobachten wir den Backprozess. Die Pancakes sind zwar gemessen an der Größe der Maschine winzig, doch es ist einfach lustig, dass irgendjemand so ein Gerät mal erfunden hat.

Danach geht es mit dem Bus Richtung Perth Innenstadt. Ähnlich wie bei Chiang Mai letztes Jahr, haben wir bei Perth direkt ein gutes Gefühl. Die Stadt gefällt uns. Sie ist zwar mit ca. 1,4 Millionen Einwohnern recht groß, wirkt aber deutlich aufgelockerter und entspannter als z.B. Melbourne. Was uns total begeistert: Im engeren Stadtgebiet gibt es die so genannten CAT-Busse. Die haben verschiedene Farben, für jede unterschiedliche Linie eine andere und sind komplett kostenlos. Wenn man jetzt nicht gerade in die weit entfernten Außenbezirke von Perth fährt, kann man sich mit diesen Bussen hervorragend fortbewegen.

Das machen wir auch und haben dabei eine schöne Unterhaltung mit dem Busfahrer, der viele Jahre in Europa als LKW Fahrer gearbeitet hat, davon die meiste Zeit in Italien und Deutschland. Daher versteht er auch deutsch und da er einige Gesprächsfetzen von uns aufgeschnappt hat, spricht er uns an. Es wird eine nette Unterhaltung mit einigen Tipps zur Umgebung.

Von der Bushaltestelle sind es zum Glück nur ein paar hundert Meter zu unserer Unterkunft. Wir haben mal wieder ein Zimmer per Airbnb gebucht. Die nächsten vier Tage werden wir bei Sue wohnen. Seit dem Auszug ihrer Kinder hat sie viel Platz in ihrem Reihenhaus und da bietet es sich an etwas davon zu vermieten. Der Empfang ist direkt herzlich. Sue kommt schnell von ihrer Arbeit rüber um uns reinzulassen. Sie ist super nett und total locker. Zur Begrüßung hat sie uns einige Snacks vorbereitet. Außerdem stellt sie uns ihre wunderschöne Katze Arkie vor die, wie man es von Katzen so gewohnt ist, mit einer Mischung aus Argwohn und Arroganz um uns herumschleicht. Sie fasst aber schnell Vertrauen und nach ein paar Stunden sind wir akzeptierte Familienmitglieder und sie legt uns sogar liebevoll eins ihrer Spielzeuge vor unsere Tür.

Bei Sue ist es wirklich wunderschön. Sie ist so nett und gibt uns tolle Tipps. Sie nimmt uns mit Käse und Wein mit zum Strand um den Sonnenuntergang anzuschauen, wir essen gemeinsam zu Abend und plaudern über das tägliche Leben. Sie fühlt sich irgendwie wie eine Ersatzmama an, während unsere richtigen (und natürlich unendlich geliebten und nicht zu ersetzenden) Mamas am anderen Ende der Welt auf uns warten. Sue, vielen Dank für alles. Bei dir war es wirklich super schön!

In Perth verbringen wir viel Zeit damit die Stadt zu erkunden. So spazieren wir zum Beispiel durch die Innenstadt zum Hafen. Dieser ist toll angelegt. Sehr modern und gepflegt, mit schönen Cafés, vielen Sitzgelegenheiten mit tollem Blick auf das Meer und die Skyline.

Und wir machen einen Abstecher in den riesigen botanischen Garten, der ebenfalls einen tollen Ausblick auf die Stadt bietet.

Das eigentliche Highlight unserer Reise nach Perth ist aber unser Ausflug nach Rottnest Island, eine Insel ca. 30 Minuten Bootsfahrt von Perth entfernt.

Täglich verkehren mehrere Boote zu der Insel. Diese sind sehr modern, mit Klimaanlage und TV Unterhaltungsprogramm, was man auf der kurzen Fahrt nicht wirklich braucht. Wir haben die Tickets vorab online gebucht, ebenso wie zwei Fahrräder, denn die Insel ist nicht gerade klein und Fahrräder sind die beste und unabhängigste Art sie zu erkunden. Früh morgens geht es für uns los und wir fahren mit dem Zug nach Fremantle, das ca. 20 Minuten von Perth entfernt liegt.

Nach einem kurzen Fußweg zum Hafen, besteigen wir auch schon das Boot und los geht’s. Die Fahrt ist ruhig und geht schnell vorüber und schon betreten wir Rottnest Island und nehmen unsere Fahrräder in Empfang.

Einige Fakten zu Rottnest Island:
Heutzutage ist die Insel vor allem für die schönen Strände, außergewöhnlichen Klippenformationen, die schöne Natur und natürlich für die riesige Quokka Population bekannt. Die Quokkas sind außerdem auch für den Namen der Insel verantwortlich, denn der holländische Seefahrer Willem de Vlamingh hielt sie für riesige Ratten und gab der Insel daher den Namen „Rottnest“ was auf Deutsch „Rattennest“ bedeutet. Später mehr zu den putzigen Quokkas die keine Ratten sind, sondern eine Känguruhart. Die Insel hat eine bewegte Geschichte. Sie wurde von den europäischen Einwanderern lange als Gefängnisinsel für Aborigines genutzt. Diese musste unter sehr schlechten Bedingungen dort leben, oft eingepfercht in zu kleinen Zellen, ohne anständige Versorgung, Heizmöglichkeiten oder richtigen Betten. Vielen von ihnen starben auf Grund der widrigen Bedingungen. Im ersten Weltkrieg wurden Kriegsgefangen auf der Insel untergebracht, unter anderem auch deutschstämmige Australier, die wegen ihrer Herkunft sicherheitshalber weggesperrt wurden. Allerdings mussten die Gefangenen bald wegen der schlechten Verhältnisse in dem Gefängnis verlegt werden. Im zweiten Weltkrieg diente die Insel als Truppenstützpunkt und mehrere große Geschütze zur vorgelagerten Verteidigung des Festlandes wurden installiert. Das größte dieser Geschütze ist eine der Hauptattraktionen der Insel. Über die Inhaftierung der vielen Aborigines findet man im Verhältnis dazu relativ wenig Informationen. Oder wir waren einfach an den falschen Orten. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Insel noch bis in die frühen 1980er Jahre militärisch genutzt und danach wurde sie langsam vom Tourismus erobert.

Wir sind auf Rottnest Island vor allem wegen der süßen Quokkas aufmerksam geworden. Bei weiteren Recherchen stellte sich dann heraus, dass die Insel auch Landschaftlich viel zu bieten hat. Also schwingen wir uns auf unsere Fahrräder und erkunden die Gegend auf eigene Faust.

Die Fahrt führt durch Steppenartige Landschaften zu wunderschönen Stränden mit weichem Sand und eingerahmt von kantigen Klippen. Das Wasser ist klar und arschkalt. Aber wir haben sowieso nicht vor zu baden. Mit uns zusammen sind zahlreiche anderer Touristen auf der Insel, die sich aber gut verteilen und so ist nie wirklich viel los. Wir besichtigen alte Kasernen, Schiffsfriedhöfe, Leuchttürme und alles was uns auf dem Weg interessant und sehenswert vorkommt. Zu erwähnen ist auch noch die gigantische Anzahl an Fliegen. Es sind Tausende…ach was…Millionen von Fliegen. Das nervt ziemlich aber irgendwann gewöhnt man sich irgendwie dran.

Und dann sind da natürlich die Quokkas. Diese putzigen kleinen Kängurus sind auf der ganzen Insel verteilt. Über 10.000 von ihnen leben auf Rottnest Island. Es dauert eine Weile, bis wir welche entdecken, aber danach sehen wir sie überall.

Viele sind zutraulich bzw. haben keine Angst vor Menschen. Das liegt daran, dass sie auf der Insel keine natürlichen Feinde haben. Sie können tun und lassen was sie wollen und sich ungehindert vermehren. Die meisten von ihnen ziemlich gelassen was den Kontakt mit Menschen angeht und so werden täglich hunderte von den bekannten und beliebten Selfies mit den Quokkas gemacht. Viele gehen schief aber mit etwas Geduld und der richtigen Taktik schafft man es. So auch wir.

Wir stoppen immer wieder um die Quokkas zu bewundern. Sie sind einfach unglaublich putzig und es macht Spaß ihnen zuzuschauen. Ihre lustigen Gesichter, ihre neugierige Art und ihre unbekümmerte Verhaltensweise sind wirklich herzerweichend. Wir lieben die Quokkas!

Unsere Tour führt uns vorbei an pinken Seen ins Landesinnere der Insel.

Unser Ziel ist Oliver Hill. Das ist das größte Geschütz aus dem zweiten Weltkrieg, welches man immer noch anschauen kann. Auf einem Berg, der komplett mit Tunneln durchzogen ist, thront ein gigantisches Geschütz. Es ist riesig und mit einer Reichweite von knapp 30km konnte es potentielle Feinde schon weit vor der Küste unter Beschuss nehmen.

Die Anlage ist gut erhalten, wird aufwändig gepflegt und es gibt verschiedene Touren durch das Bunkersystem im Berg. Wir verzichten aber darauf, denn wir sind an diesem Tag nicht so sehr in Weltkriegsstimmung. Etwas schade finden wir die Tatsache, dass Informationen zu den Aktivitäten im 2. Weltkrieg sehr einfach und zahlreich auf der Insel zu finden sind, das Schicksal der Aborigines allerdings gar nicht erwähnt wird. Zumindest nicht an den Stellen an denen wir waren.

Trotzdem ist Rottnest Island ein wirklich schöner Fleck und auf jeden Fall einen Besuch wert. Alleine schon wegen den vielen süßen Quokkas. Tierliebhaber wie wir kommen hier voll auf ihre Kosten. Ach ja, ein paar giftige Schlangen sehen wir auch noch, es kommt aber zu keinerlei Intimitäten. Glück gehabt.

Gegen Abend geht es mit dem Boot zurück nach Perth. Als wir ablegen werden wir von einem atemberaubenden Sonnenuntergang verabschiedet. So tiefrot haben wir den Himmel noch nie erlebt und das folgende Bild wurde von uns nicht bearbeitet.

Zurück in Perth genießen wir die letzten beiden Tage in dieser tollen Stadt. Wir kochen für Sue, sie nimmt uns mit an den Strand und wir haben einfach eine schöne Zeit.

Daher fällt es uns auch nicht so ganz leicht zu gehen und schweren Herzens verabschieden wir uns nach vier tollen Tagen von Sue, Arkie und der Stadt und machen uns auf zum Flughafen. Nächste Station Adelaide, wo wir unseren Camper in Empfang nehmen werden.

Der Flug dorthin, wieder mit Jetstar, ist erneut unbequem, aber dafür viel kürzer als der Flug von Melbourne nach Perth. Mit dem Bus geht es vom Flughafen in Adelaide zu unserem Guesthouse und danach direkt ins Bett. Von Adelaide selbst werden wir nicht viel sehen, denn nach einem Tag mit dem üblichen organisatorischen Reisekram, werden wir am Tag drauf unseren Camper abholen. Da freuen wir uns schon drauf.

—————

Impressionen aus Perth und von Rottnest Island:

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Go top