Christchurch und der Abschied von Neuseeland

12. Oktober 2017

Die nächste und letzte Station unserer Reise durch Neuseeland, wird Christchurch sein. Hier werden wir unter anderem unseren Camper abgeben, der uns die letzten drei Wochen treu begleitet und alles mitgemacht hat, was wir von ihm verlangt haben. Inklusive holpriger Schotterpiste und Schlammlöchern. Daher fällt es uns auch bisschen schwer, unseren quietschgrünen Begleiter abzugeben. Die Jucy Rückgabestelle ist am Flughafen, doch dort in der Nähe ist kein legaler Platz zum campen. Da wird aber so ultra-badass sind, suchen wir uns einfach einen Parkplatz in einer Seitenstraße, ca. 10 Minuten vom Flugplatz entfernt und verbringen da die Nacht vor der Abgabe. Leben am Limit!

Am nächsten Tag bringen wir den Camper dann zurück zu Jucy. Die Rückgabe ist schnell und unkompliziert und ehe wir uns versehen sitzen wir schon im Bus Richtung Christchurchs Innenstadt. Das Bussystem hier ist sehr gut und so müssen wir nur einmal am zentralen Busbahnhof umsteigen, bis wir bei unserer Unterkunft sind.

Wir haben uns diesmal eine kleine Wohnung über Airbnb gebucht. Diese befindet sich in einer ruhigen Seitenstraße, nur 10 Minuten mit dem Bus vom Zentrum entfernt und gehört einem neuseeländischen Ehepaar, das auf ihrem Grundstück extra ein kleines Haus mit Ferienwohnungen gebaut hat. Die Wohnung selbst ist sehr modern und sauber, mit einem bequemen Bett, einer warmen Dusche mit ordentlich Druck und einer kleinen Küche. Perfekt, denn wir wollen die nächsten Tage einfach nur ein bisschen durch Christchurch spazieren und viel ausruhen. Ganz in der Nähe ist zudem auch noch ein großes Einkaufszentrum, in dem wir ein Paket nach Deutschland mit Dingen verschicken, die wir auf der weiteren Reise nicht mehr brauchen werden. So schaffen wir etwas Platz im Rucksack.

Am nächsten Tag spazieren wir gemütlich Richtung Innenstadt. Die Außenbezirke von Christchurch sind ruhig und hübsch angelegt, man sieht aber immer mal wieder größere freie Flächen oder ziemlich demolierte und heruntergekommene Häuser, die offensichtlich leer stehen. Wir ahnen schon, womit das zu tun hat.

Wie überall in Neuseeland gibt es viele Parks und Grünflächen, die auch bereitwillig genutzt werden. Meistens findet man dort auch elektronische BBQs, was wir eine grandiose Sache finden. Könnte man in Deutschland bzw. Offenburg auch mal einführen. Auch auf unserem Weg in die City kommen wir wieder an zahlreichen Parks vorbei. Wir sind mit ca. 45 Minuten zwar recht lange unterwegs, aber ist ein netter Spaziergang.

Als wir in der Innenstadt ankommen, fallen uns erneut die vielen freien Flächen auf und die teils stark beschädigten Gebäude, die renoviert werden.

Der Grund dafür sind die schweren Erdbeben die Christchurch in der Vergangenheit heimgesucht haben. Neuseeland liegt direkt über zwei tektonischen Platten und Christchurch ist davon besonders betroffen. Schon immer kam es zu Erdbeben, welche die Infrastruktur und das Leben der Einwohner gefährdet haben. Besonders schlimm traf es die Stadt zum letzten Mal 2010 und 2011, als es zwei schwere Erdbeben innerhalb weniger Monate gab. Diese waren so gewaltig, dass sie sehr viele Gebäude beschädigten und zerstörten und somit das Stadtbild nachhaltig veränderten. Außerdem kamen dabei 185 Menschen ums Leben. Eine schreckliche Tragödie, unter der die Stadt auch heute, sieben Jahre später, noch leidet und die das Leben der Menschen nachhaltig beeinflusst hat. Das bekannteste Symbol für diese verheerenden Erdbeben ist die Kathedrale von Christchurch.

Sie wurde schwer getroffen und stürzte fast bis zur Hälfte ein. Noch heute kann man die Ruine auf dem großen Platz mitten in der Stadt aus sicherer Entfernung besichtigen. Sie ist seit dem Erdbeben unverändert, wurde lediglich abgestützt. Denn es war lange nicht klar was mit dem zerstörten Gotteshaus passieren soll. Erst sollte sie abgerissen werden, doch dann wurde entschieden sie wieder aufzubauen. Dies kann allerdings noch eine Weile dauern und so ist die Kathedrale weiterhin ein halb zerfallenes Mahnmal für die Gewalten der Natur, denen der Mensch nur wenig entgegenzusetzen hat.

Noch ein paar andere erschreckende Fakten zu dem Erdbeben. Über 10.000 Wohnhäuser mussten abgerissen werden, über 100.000 galten als reparaturbedürftig und viele tun das auch noch heute. Ganze Stadtteile verschwanden, da das Erdbeben die Häuser so stark beschädigt hatte, dass man sie nur noch abreißen konnte. Dies gilt auch für viele Hochhäuser. Viele konnten nicht wieder repariert werden und wo sie vorher standen, findet man nun platt gewalzte Freiflächen, die irgendwann wieder bebaut werden sollen. Doch das dauert alles noch. Die Stadt ist eine einzige Baustelle und man kann sich vorstellen wie viel Zeit so ein Wiederaufbau in Anspruch nimmt. Die neuen Gebäude werden außerdem Erdbebensicher gebaut. Hoffen wir, dass ihre Belastbarkeit nie mehr so sehr auf die Probe gestellt wird, wie es damals der Fall war.

Christchurch erlebte nach den gewaltigen Erbeben auch einen massiven Rückgang der Einwohnerzahl. Über 70.000 Menschen verließen innerhalb von zwei Wochen nach dem letzten Erdbeben 2011 die Stadt, was ein Rückgang von 1/5 der Bevölkerung bedeutet. Einige kamen später wieder zurück, viele blieben aber fort. Auch die wirtschaftlichen Folgen trafen die Stadt hart. Man geht von 15 – 20 Milliarden NZD Kosten aus. Eine gewaltige Summe für eine doch so kleine Stadt.

Aber genug von diesem furchtbaren Ereignis. Christchurch ist nämlich trotzdem noch sehr schön. Das zeigt sich auch bei unserem ausgiebigen Spaziergang durch die Stadt und den botanischen Garten. Es gibt moderne Abschnitte, mit toll designten Gebäuden, wunderbar angelegten öffentlichen Plätzen und belebten Fußgängerzonen und gleichzeitig viele alte Gebäude, die mit ihrem historischen Charme beeindrucken und wunderbar erhalten sind und gepflegt werden.

Die Menschen sind, wie überall in Neuseeland, nett und hilfsbereit. Auch der botanische Garten kann sich sehen lassen. Riesengroß, sehr schön angelegt, mit unzähligen Blumen und Bäumen, kleinen Teichen und einem Fluss auf dem man mit Tretbooten herumfahren kann. Das Wetter ist hervorragend und so genießen wir die entspannte Stimmung. So schön kann der letzte Tag in Neuseeland zu Ende gehen.

Am Tag drauf heißt es für uns dann Abschied nehmen. Mit dem Bus geht es wieder zum Flughafen. Der nächste Stopp wird Australien sein, genauer gesagt Melbourne. Diesmal geht unser Flug mit Qantas, von denen wir auch schon viel Gutes gehört haben. Der Check-In verläuft schnell und unkompliziert und schon sitzen wir im Flugzeug.

Bye Bye Neuseeland. Es war schön mit dir. Mit deinen immergrünen Hügeln, deinen rauen Küsten, deinen großen schneebedeckten Bergen, deinen kahlen Steppen, deinen dichten Wälder, deinen schimmernden Seen und deinen mystischen Fjorden. Wir haben so viel gesehen und doch bleibt noch so viel übrig für das nächste Mal. Das heißt wir werden uns wiedersehen. Irgendwann.

Recht spät landen wir in Melbourne und da wir so erschöpft sind und keine Lust haben mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu unserem Guesthouse zu fahren, muss mal wieder Uber herhalten. Die Fahrt dauert lang, ist teuer aber wir wollten es ja so. Dafür ist das Guesthouse schön und bequem. Erschöpft fallen wir ins Bett. Wir sind in Australien. Kaum zu glauben. Doch wir freuen uns erst morgen darüber. Jetzt erst mal schlafen.

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Impressionen aus Christchurch:

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