Am nächsten Morgen geht es früh los. Um 5.30 Uhr klingelt der Wecker und nach einem kurzen Frühstück brechen wir auf. Die letzten Kilometer nach Milford Sound führen wieder durch eine atemberaubende Landschaft. Die Wälder werden immer dichter, bis sie schließlich einer kargen Steppe und unzähligen Bergen weichen.
Egal wo hin man blickt, man sieht nur massiven Stein. Durch den Nebel, der am Morgen noch in den Bergspitzen hängt, bekommt alles einen sehr mystischen Touch. Es fällt gar nicht so leicht sich auf das fahren zu konzentrieren, wenn um einen herum so eine einzigartige Landschaft ist.
Milford Sound wird von einem gigantischen Berg von der Außenwelt getrennt, durch den ein ziemlich feuchter und ziemlich ursprünglicher Tunnel führt. Natürlich nur mit einer Fahrbahn, so dass der Gegenverkehr erst warten muss, bis alle aus dem Tunnel gekommen sind.
Als wir auf der anderen Seite rauskommen, werden wir von steilen Bergwänden begrüßt. Man befindet sich nun in einer Art Kessel. Doch hier ist die Landschaft nicht karg, sondern wirkt eher wie ein Dschungel. Es sieht faszinierend aus. Die letzten Minuten zu Milford Sound gehen schnell vorüber und wir stehen bald auf dem Parkplatz vor dem Hafen.
Wir haben eine Tour mit Jucy Cruise gebucht, der gleiche Anbieter von dem wir auch unseren Camper haben. Da es für Jucy Kunden einen Rabatt gibt, haben wir uns dafür entschieden. Es gibt aber natürlich noch zahlreiche andere Anbieter. Da wir etwas Zeitdruck haben, eilen wir mit schnellem Schritt Richtung Hafengebäude. Der Weg dorthin ist nett angelegt, doch wir können es erst auf dem Rückweg genießen.
Just in Time kommen wir am Jucy Schalter an. Tickets in die Hand gedrückt, ab zum Schiff und ein paar Minuten später sind wir auch schon an Bord und warten auf die Abfahrt. Schon vom Hafen bestaunen wir die gewaltige Aussicht auf den Fjord.
Milford Sounds Facts:
Bei Milford Sound handelt es sich um einen Fjord, also ein weit ins Land hereinreichender Meeresarm. Milford Sound entstand zur Eiszeit durch Gletscherbewegungen, ist 15km lang und mündet in die Tasmansee. Er wurde nach dem walisischen Ort Milford Haven benannt und gehört zum Weltkulturerbe. Besonders beeindruckend sind die gigantischen Berge auf beiden Seiten, von denen teilweise 1000 Meter lange Wasserfälle nach unten stürzen. Die meisten von ihnen sind eher klein, doch es gibt auch einige sehr gewaltige, wie wir später feststellen werden. Im Milford Sound leben Robben, Pinguine und Delfine. Eine Besonderheit ist das extrem dunkle Wasser, welches aus zwei Schichten besteht. Unten befindet sich das salzhaltige Meerwasser und oben das Süßwasser. Dieses enthält viele durch den starken Regen gelöste Gerbstoffe. Dadurch herrschen im darunterliegenden Salzwasser Lichtverhältnisse, die man sonst nur aus weit größeren Tiefen kennt. Das führt dazu, dass man im Milford Sound eine Flora und Fauna vorfindet, die es sonst nur in der Tiefsee gibt.
Ok, von dieser Flora und Fauna sehen wir, auf Grund des eben genannten sehr dunklen Wassers, nicht viel. Aber wir sehen dafür alles was über dem Wasser ist und das ist wunderbar.
Das Schiff legt pünktlich ab und wir suchen uns direkt, natürlich mit gefühlt 10 asiatischen Reisegruppen, einen Platz auf dem obersten Deck. Der Wind ist eisig aber das Wetter hält. Kein Regen und die Stimmung ist gut.
Schon bei der Ausfahrt aus dem Hafen, kommen wir an einem gigantischen Wasserfall vorbei, bei dem die Wassermassen knapp 150 Meter in die Tiefen stürzen.
Während wir gar nicht wissen in welche Richtung wir jetzt fotografieren sollen, so abgefahren sieht es überall aus, liefert uns der Kapitän des Schiffs zahlreiche Fakten zu der Umgebung. Immer wieder stoppen wir an Wasserfällen, besonderen Felsformationen, wie z.B. „hängenden Gärten“, kleinen Stränden und an jeder Stelle, an der es nach Ansicht unseres Kapitäns etwas zu sehen gibt.
Schließlich sind wir am Eingang (oder auch Ausgang) des Milford Sound und blicken auf die Tasmansee. Es geht auf der anderen Seite zurück.
Wir machen einen Stopp bei Felsen mit Robben, die uns kurz verschlafen mustern und sich dann wieder ihrem Nichtstun widmen.
Dann geht es zu einem weiteren riesigen Wasserfall an den wir so nah ranfahren, dass jeder auf dem Deck eine ordentliche Dusche abbekommt.
Und schon geht es wieder zurück zum Hafen. Diese Zeit verbringen wir dann aber unter Deck, denn der Wind hat uns dermaßen durchgefroren, dass wir uns erst Mal am Teebuffet aufwärmen müssen.
Nach zwei Stunden ist die Fahrt zu Ende und wir können sagen, dass es sich total gelohnt hat. Den Anblick von Milford Sound zu beschreiben fällt schwer. Man muss es gesehen haben. Es wirkt wie ein riesiger ruhiger und dunkler See, der seit Jahrtausenden seinen Platz zwischen den steilen Bergen ringsherum gefunden hat. Aber es ist auch ein Teil des Meeres, das sich unaufhaltsam ins Land gefressen zu haben scheint. Die Berge sind manchmal kahl, manchmal dicht bewachsen. Die Spitzen der Berge sind weiß vom Schnee und schicken unaufhörlich Wasser in Form von unzähligen Wasserfällen ins Tal. Manche von ihnen scheinen kein Ende zu nehmen. Milford Sound ist Heimat für zahlreiche Tiere und Pflanzen. Ein Wunder der Natur, fernab von jeglicher Zivilisation. Für den Menschen zugänglich und doch kaum zu erfassen. Ein Highlight das man gesehen haben muss, wenn man in Neuseeland ist. Wir sind froh, dass wir den Aufwand auf uns genommen haben.
Relativ früh, nämlich am frühen Nachmittag, geht es zurück nach Te Anau. Unterwegs stoppen wir an einem kleinen Parkplatz und machen Bekanntschaft mit einigen frechen Keas, die hier überall hausen. Diese wunderschönen massiven Vögel sind unglaublich neugierig, sehr intelligent und immer auf der Suche nach etwas Essbarem.
Füttern ist allerdings strengstens verboten, was absolut nachzuvollziehen ist. Daher bewundern wir die Vögel einfach nur und amüsieren uns über ihr putziges Auftreten. Einer versucht unseren Abwasserschlauch zu klauen, wir können ihn aber gerade noch davon abhalten Dennoch ist es bedenklich, wie zutraulich diese Tiere geworden sind. Man merkt das durch die tausenden Touristen, die jeden Tag nach Milford Sound kommen, die natürliche Scheu zurückgegangen ist. Zwar wird versucht mit entsprechenden Hinweisschildern an den guten Willen der Besucher zu appellieren, aber man kann sich ja vorstellen was manche Leute für ein außergewöhnliches Selfie alles bereit sind zu tun.
Nun gut, wir verzichten auf ein Selfie mit den Keas und fahren weiter Richtung Te Anau. Unterwegs halten wir des Öfteren an, denn Ben entdeckt alle paar Kilometer ein schönes Motiv das er fotografieren oder filmen möchte. Dadurch verzögert sich unsere Rückreise, aber wir bekommen dafür tolle Aufnahmen von einer wunderbaren Landschaft.
Eigentlich sollte die nächste Station unserer Reise Dunedin sein. Doch am Abend vorher haben wir von den Catlins gehört. Das ist ein Nationalpark ganz im Süden von Neuseeland. Relativ wenig besucht, da für Reisegruppen nicht so leicht zu erreichen. Das hört sich doch toll an und wir entscheiden uns spontan die kommenden Tage durch die Catlins zu reisen.
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Impressionen aus Milford Sound:
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