Am zweiten Tag auf der Südinsel geht es am Morgen erstmal ins Informationszentrum von Motueka. Wir wollen uns den Abel Tasman Nationalpark anschauen und lassen uns von den freundlichen Damen beraten. Diese sind schon fast empört als sie erfahren, dass wir in ihren Augen mit 11 Tagen viel zu lange auf der Nordinsel gewesen sind. Wir versichern ihnen aber, dass wir deutlich mehr Zeit auf der Südinsel verbringen werden. Mit dieser Aussage scheinen wir sie besänftigt zu haben. Natürlich war das alles nur Spaß, denn wie so oft auf der Welt haben die direkten Nachbarn liebevolle Rivalitäten untereinander. Wir buchen ein Wassertaxi, welches uns von Marahau in die Anchorage Bay bringt. Von dort aus werden dann zurück zu unserem Camper wandern.
Von Motueka dauert es nur eine halbe Stunde und wir sind in Marahau. Das kleine Örtchen ist das Tor zum Nationalpark. Kurze Zeit später sitzen wir im Wassertaxi. Das wird aber erst noch von einem Traktor auf einem Anhänger gezogen und ins Wasser befördert, denn es herrscht Ebbe. Kann man ja mal machen, mit einem Boot zum Wasser fahren.
Mit Vollgas geht es zuerst zum Split Apple Rock. Das ist eine Felsformation im Wasser, die aussieht wie ein gespaltener Apfel. Die Landschaft ist schon jetzt ein Highlight: Bewachsende Klippen, türkisfarbenes Wasser, einsame schöne Strände, dichter Dschungel im Hintergrund. Einfach wunderschön. Wir bestaunen den lustig aussehenden Felsen und die Fahrt geht weiter.
Nach feuchtfröhlichen 15 Minuten, denn durch das rasante Tempo erhalten wir immer mal wieder eine kleine erfrischende Meerwasserdusche, erreichen wir die Anchorage Bay und erkunden zuerst den schönen Strand.
Hoch motiviert starten wir schließlich unserer Wanderung welche mit einer kleinen Brücke über einen Wasserlauf beginnt.
Der Weg wird immer steiler und führt uns immer tiefer in den Dschungel. Zwischen den Bäumen und Sträuchern erhaschen wir immer wieder ein Blick auf die Landschaft.
Das ist das Stichwort für Ben und seine Drohne. Der Akku ist nur noch halb voll, aber das ist egal. Ein paar Aufnahmen müssen drin sein.
Der Blick von dem Berg auf den darunter liegenden See und den Strand und das Meer dahinter, ist wunderbar für einen kurzen Flug geeignet. Die Aufnahmen sehen toll aus. Da entdeckt Ben aber noch mal etwas und fliegt ein Stück weiter. Denn der Strand sieht von weiter vorne auch schön aus.
Und dann noch die Felsen im Hintergrund. So viele tolle Motive. Auf einmal macht sich die Fernsteuerung der Drohne bemerkbar. Der Akku ist fast leer und so tritt Ben den Rückflug an. Dumm nur das der Gegenwind so stark ist, dass die Drohne nur sehr langsam vorankommt. Sie ist noch mehrere hundert Meter entfernt und die Batterieanzeige sinkt stetig ab. Jetzt kommt Spannung auf. Ben reduziert etwas die Höhe in der Hoffnung, dass die Winde weiter unten nicht so stark sind. Doch zu tief kann er nicht gehen, denn wir sind ja auf einem Berg. Auf einmal, immer noch über dem Wasser, sackt die Batterieanzeige von 10% auf 5% ab und die Drohne leitet eine automatische Notlandung ein. Das kann nicht mehr verhindert werden. Die einzige Möglichkeit dem entgegenzuwirken, ist den Höhenregler konsequent nach oben zu drücken. So verliert die Drohne nicht an Höhe, der Akku wird aber noch schneller leergesaugt. Bis zu unserer Position sind es noch 350 Meter. Das klappt nicht mehr. Zwischen uns ist der Dschungel mit dichten Bäumen. Eine Notlandung hier würde die Drohne zum Absturz bringen. Aber das ist das geringste Problem, denn sie ist immer noch über dem Meer. Dort ist eine Landung auch eher schlecht. Es bleibt nur der kleine Strandabschnitt. Die Batterieanzeige steht bei 2%. Entfernung 330 Meter, Höhe 47 Meter. Ben dreht die Kamera nach unten, so dass er den Boden sieht und lässt die Drohne mit voller Geschwindigkeit sinken. Der Untergrund kommt immer näher. Das Bild auf der Fernbedienung beginnt zu flackern, die Signaltöne überschlagen sich. Es hat etwas von einem spannenden Film. Noch 15 Meter…noch 10 Meter…noch 5 Meter…1% Akku…das Bild flimmert, die Verbindung reißt ab. Jetzt ist die Aufregung groß. Was ist passiert? Ging die Batterie noch in der Luft zur Neige? Ist die Drohne abgestürzt? Wir malen uns schon die furchtbarsten Crash-Szenarien aus.
Aufgeregt hetzen wir den Berg wieder runter. Um die 300 Meter. Eigentlich keine große Distanz, doch die Nervosität lässt die Strecke unendlich wirken. Trotz des möglichen Verlusts der Drohne ist das aber auch irgendwie spannend. Vielleicht hat sie es doch geschafft? Aber was wenn sie jemand gehört, gefunden und mitgenommen hat? Wir eilen zum Strand und dem Haus, in dessen Nähe Ben versucht hat zu landen. Zum Glück waren da gerade keine Bäume. So besteht eine Chance das sie heil ist oder zumindest nicht zu sehr beschädigt.
Als wir den schmalen Pfad zu dem Haus hochlaufen, sehen wir sie da stehen. Schön in der Mitte eines Platzes, so als ob sie sich diese Position extra ausgesucht hat um uns zu begrüßen. Sie ist unversehrt. Welch ein Glück.
Später stellt sich heraus, dass die Notlandung genau zum richtigen Zeitpunkt kam. Exakt in dem Moment, in dem sie den Boden berührt hat, war die Batterie leer. Drohne und Pilot geht es gut. Das war spannend.
Nach dem Schock und der darauffolgenden Freude, erklimmen wir die zuvor gelaufene Strecke erneut. Wir folgen dem Weg bergauf und bergab. Mal quer durch den Dschungel, mal nah am Meer entlang.
Immer wieder haben wir tolle Ausblicke, gelangen in Buchten mit schönen Stränden oder überqueren kleine Brücken. Die Landschaft ist eindrucksvoll und abwechslungsreich.
Nach über vier Stunden Wanderung erreichen wir das Ende des Parks. Über mehrere lange Stege führen uns schließlich wieder nach Marahau, wo wir aber nochmal einige Minuten laufen bis wir unseren Camper erreichen. Etwas erschöpft aber mit vielen Eindrücken setzen wir uns schließlich in unser fahrendes Zuhause. Der Weg führt uns weiter an die Westküste zu den Pancake Rocks. Die sind fast 300 km entfernt, die wir nicht durchfahren sondern unterwegs auf einem der vielen freien Campingplätze nächtigen. Wir sind gespannt was der neue Tag so bringt, aber hierzu mehr im nächsten Bericht.
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Impressionen vom Nationalpark Abel Tasman:
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