Machu Picchu – Oder der härteste Aufstieg aller Zeiten

7. September 2017

Früh morgens geht es für uns los. Um 5 Uhr klingelt unser Wecker und eine halbe Stunde später machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Zwei Zuggesellschaften verkehren zwischen Cusco und Aquas Calientes, der letzten kleinen Stadt vor Machu Picchu. Die Züge machen natürlich auch einen Halt in Ollantaytambo. Wir entscheiden uns für Peru Rail. Der zweite Anbieter ist Inka Rail. Eigentlich schenken sich die beiden nicht viel. Unsere Entscheidung für Peru Rail hat mit einem 25% Discount zu tun, den wir bei der Online Buchung erhalten haben.

Mit Peru Rail geht es früh morgens Richtung Aqua Calientes.

Der Zug fährt um 6:10 Uhr ab. Die Wagons sind sehr modern und sauber, mit einem verglasten Panoramadach. Die Fahrt nach Aquas Calientes soll nämlich zu einem optischen Highlight gehören. Soviel bekommen wir davon aber gar nicht mit, denn wir kommen recht schnell ins Gespräch mit einem jungen amerikanischen Pärchen aus New York, die den Inka Trail gebucht haben.

Moderne, saubere Züge mit Panoramadach und gutem Service. Da kann man nichts sagen.

Dabei hält der Zug auf halber Strecke mitten im Nirgendwo an und es geht mit einem Guide über die alten Wege der Inkas Richtung Machu Picchu. Auch eine spannende Sache, für uns aber zu teuer und zeitintensiv. Wir unterhalten uns bis zu dem Inka-Trail-Stop des Zuges über das Reisen und unsere Jobs. Dann steigen die beiden aus und wir fahren bis zur Endstation weiter. Der Service im Zug ist außerdem auch sehr lobenswert. Es gibt Getränke und Snacks, freundlich serviert von den Zugbegleitern.

Vorfreude.

In Aquas Calientes angekommen, geht es erst einmal zur Busstation. Dort besorgen wir uns zwei Tickets und stellen uns dann in eine mehrere hundert Meter Lange Schlange. Ganz kurz denken wir an unsere schlechte Erfahrung bei der Ausreise aus Ecuador, doch hier brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Nach nur 15 Minuten sind wir ganz vorne. Es verkehren dutzende Busse zwischen dem Städtchen und Machu Picchu, daher geht alles sehr schnell. Die Menschenmassen sind allerdings enorm und wir bekommen schon mal einen Eindruck davon, was später in der alten Inka-Stadt los sein wird. In der Schlange kommen wir außerdem mit zwei Deutschen ins Gespräch, Mutter und Tochter (mit peruanischem Ehemann). Die Mutter ist 84 Jahre alt und reist noch um die Welt. Respekt!

Erst mal anstehen für die Bustickets…

 

…und dann anstehen für den Bus.

Die Fahrt auf den Berg dauert ca. 20 Minuten. Die Aussicht wird mit jedem Höhenmeter spektakulärer. Die gigantischen Berge, die das heilige Tal an dieser Stelle umschließen, sind so massiv und riesig, dass wir aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. Kein Foto kann festhalten, wie die Szenerie der Anden an diesem Ort wirkt.

Die Aussicht ist wie immer überragend.

Nach einer holprigen Fahrt kommen wir schließlich an unserem Ziel an. Machu Picchu. Doch bevor es weitergeht heißt es am Eingang erst mal wieder Schlange stehen. Wir haben nicht nur eine Besichtigung der Ruinen gebucht, sondern auch eine Besteigung einer er beiden Berge, nämlich den Berg nachdem die Stadt auch ihren Namen bekommen hat. Der Machu Picchu ist 3.061 Meter hoch. Wir sind auf 2.430 Meter und das bedeutet wir müssen 600 Höhenmeter zu Fuß zurücklegen. Das soll ca. 1,5 Stunden dauern. Was uns zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht klar ist: Das wird das wohl anstrengendste, was wir je gemacht haben.

Die Karte von Machu Picchu.

Der Aufstieg ist in zwei Gruppen unterteilt. Man kann zwischen 7.00 Uhr und 8.00 Uhr starten oder zwischen 9.00 Uhr und 10.00 Uhr. Wir entscheiden uns vorab für letztere Variante. Diese Regulierung hat einen Grund, denn der Aufstieg ist sehr anstrengend und zeitintensiv, wie wir kurze Zeit später feststellen werden.

Wir machen uns auf dem Weg zum Machu Picchu Mountain. Da wissen wir noch nicht, wie anstrengend das werden wird.

Zuerst trägt man sich an einem kleinen Kontrollhäuschen in ein Buch ein. Hier gibt man an, zu welcher Uhrzeit man startet, trägt seinen Namen ein und unterschreibt. Dies soll zur Kontrolle dienen, wer noch nicht unten ist. Komisch denken wir uns, sehen aber später einen Sinn darin.

Und dann geht die Wanderung auch schon los. Über Stufen aus Gebirgssteinen, die in Höhe und Größe regelmäßig variieren, geht es steil nach oben. Die ersten Meter sind noch einfach zu meistern. Doch mit jedem Schritt wird die Anstrengung größer und der Puls steigt. Das ist natürlich auch der dünnen Luft zu verdanken. Nach einigen Minuten machen wir die erste Pause und atmen tief durch.

Die erste „Treppe“ geht noch. Aber dann wird´s richtig heftig.

Dann geht es weiter. Schnell wird der Aufstieg ein kraxeln zur nächsten kurzen Pause, bei der man schnaufend nach Luft schnappt. Die Wege werden immer steiler und was uns am Anfang noch als Herausforderung vorkam, wird mit der Zeit zu einem schier unaufhörlich ermüdenden Unterfangen.

Immer steiler auf immer schrägeren Stufen geht es bergauf.

 

Vorsichtig gehen, enger Pfad. Eng ist stellenweise noch untertrieben.

Die Stufen werden irgendwann so steil und schmal, das man sich auf allen Vieren hochhieven muss. Immer wieder kommen uns Leute entgegen, die schon nach unten gehen. Wir fragen sie wie lange es dauert, bis wir oben sind. Immer sind es 20 Minuten. Selbst nach 20 Minuten. Manche geben auf, andere ruhen sich immer wieder nach ein paar wenigen Metern aus.

Immer wieder treffen wir erschöpfte Wanderer. Viele kämpfen sich dennoch nach oben aber einige geben auf Grund der Anstrengung auch auf.

 

Hier ist so ein „enger Pfad“. Rechts geht es außerdem steil nach unten. Kann man schon mal machen.

Die Aussicht ist wunderbar, doch wir bekommen davon nicht viel mit. Es ist eine Herausforderung, wie wir sie noch nie erlebt haben. Die Sonne knallt auf uns herab. Kaum ein Wind weht. Die Lunge brennt. Das Herz schlägt so heftig gegen die Brust, dass wir das Gefühl haben es springt gleich raus und rennt vor uns her während es uns auslacht, wie wir uns da mit hochrotem Kopf den Berg rauf schleppen.

Es geht weiter und weiter. Der Aufstieg scheint unendlich.

 

Zumindest bleibt es spannend.

 

Da oben müssen wir hin. Es scheint unerreichbar weit weg zu sein.

 

Da hilft auch ranzoomen nichts.

Irgendwann ist es nur noch der Ehrgeiz der uns antreibt und uns die Kraft gibt uns Meter für Meter nach oben zu quälen. Und schließlich sind auch die 20 Minuten vorbei, die schon seit der Hälfte des Aufstiegs wie ein Damoklesschwert über uns geschwebt sind. Nach fast 2 Stunden kommen wir ganz oben auf dem Gipfel an und was sollen wir sagen: Jeder Meter hat sich gelohnt. Der Ausblick ist gigantisch…unbeschreiblich.

Ein atemberaubender 360 Grad Blick. Hier Richtung Machu Picchu (rechts unten).

 

Klar, Selfie darf nicht fehlen.

 

Über 600 Höhenmeter haben wir geschafft. Wir sind stolz. Und nass geschwitzt.

Wir genießen den Blick auf das heilige Tal und den Triumph über die gemeisterte Herausforderung. Hier oben weht nun auch endlich ein erfrischender Wind. Wir setzen uns an einen steilen Abgrund, werden dafür von zahlreichen anderen Wanderern bewundert und genießen den Ausblick, während wir uns immer wieder selbst feiern.

Zwischendrin feiern wir uns immer mal wieder selbst.

 

Blick auf Machu Picchu.

 

Bevor es bergab geht, erst noch die Aussicht ausgiebig genießen.

 

Wunderbar.

 

Don´t push me cause I´m close to the edge…

Nach 45 Minuten geht es dann wieder runter. Der Abstieg ist zwar weniger schweißtreibend als der Aufstieg, doch dafür geht er ordentlich in die Knie und Waden. Irgendwann sind unsere Beine taub und gerade rechtzeitig erreichen wir das Kontrollhäuschen, wo wir uns wieder austragen. Nachdem wir nun am eigenen Leib gespürt haben, was für eine Belastung der Aufstieg ist, macht die strenge Kontrolle der Leute die hoch und runtergehen Sinn. Sollte jemand aus Erschöpfung nicht mehr runterkommen und keiner merkt es, dann fällt es spätestens unten auf, wenn die Tore am frühen Nachmittag schließen. Bis 12 Uhr müssen nämlich alle vom Berg sein.

Nach dem ebenfalls anstrengenden Abstieg, muss man sich im Kontrollhäuschen wieder austragen.

Nach dieser anstrengenden aber auch bereichernden Erfahrung, geht es für uns dann zu den eigentlichen Ruinen.

Die Ruinen von Machu Picchu. Sehr beeindruckend.

Fakten über Machu Picchu:
Die legendäre Inka-Stadt ist Weltkulturerbe und nach dem Berg benannt, den wir vorher bestiegen haben. Sie wurde im 15. Jahrhundert erbaut und bot Platz für mindestens 1000 Menschen. Jedoch war ihre Existenz lange nicht bekannt bzw. nur wenige wussten das da oben „etwas ist“. Es hat die Einheimischen aber nicht wirklich interessiert. Die Wege zu Machu Picchu wurden von den Inkas zerstört, als die Spanier immer weiter ins Heilige Tal vorrückten. Sie wollten anscheinend nicht, dass die Stadt entdeckt wird. Dann passierte erst einmal 300 Jahre nichts, bis die Europäer bei einer Expedition darauf gestoßen sind. Und von da an begann die Erschließung der Ruinen. In den letzten 15 Jahren wurde Machu Picchu zu einem Touristenmagneten. Bis zu 2.500 Touristen werden jeden Tag (!!!) durch die alten Bauten geschleust. Viel zu viele, findet die Unesco. Dieser übertriebene Ansturm schadet Machu Picchu stark und man geht davon aus, dass die Ruinen dem nur noch weitere 15-20 Jahre standhalten. Dann könnten sie für immer zerstört sein. Die Unesco schlägt daher vor, die Besucherzahl täglich auf 800 zu reduzieren. Die Peruanische Regierung will sie aber schrittweise auf 5.000 erhöhen. Absolut unverständlich. Das hat wohl mit reiner Profitgier zu tun. Vor allem wenn man bedenkt, dass nur 10% der Einnahmen von Machu Picchu auch wirklicht dort bleiben. Der Rest fließt nach Lima und bestimmt auch in die Taschen der ein oder anderen Politiker. Just saying…

Machu Picchu ist auf jeden Fall sehr schön und wunderbar restauriert. Es m

acht Spaß über die Terrassen zu schlendern, sich die vielen Gebäude anzuschauen und über die Baukunst der Inkas zu staunen. Außerdem streifen zahlreiche Lamas durch die Ruinen. Das ist witzig. Karen kann natürlich nicht widerstehen, wie bei allem was niedlich ist und ein Fell hat und nimmt sofort Kontakt zu den Lamas auf.

Karen nimmt (wie üblich) Kontakt zu der hiesigen pelzigen Tierwelt auf.

 

Und schließt direkt Freundschaft.

 

Natürlich darf das Lama-Selfie nicht fehlen.

 

Ich lass mich auch breitschlagen. Das Lama hat aber auch echt ein Selfie-Gesicht.

 

Hahaha.

Und wir sehen ein wildes Chinchilla, das eines der Gebäude als Schlafplatz nutzt. Chinchillas sind in Peru heimisch aber nur selten zu sehen, da sie in der freien Wildbahn sehr scheu sind. Sie wurden oft wegen ihrem Fell gejagt und auch heute werden Chinchillas noch dafür umgebracht. Finden wir nicht gut. Vor allem wenn man sich anschaut wie putzig sie sind.

Ein wildes Chinchilla. Putzig.

Der Besucherandrang ist wie zu erwarten riesig und es nervt teilweise, denn die Leute stehen sich auf den Füßen rum. Da könnte man einfach weniger Tickets verkaufen und das Problem wäre gelöst. Hier ein paar Impressionen von Machu Picchu. Viele weitere gibt es in der Galerie.

Nach 2 Stunden begeben wir uns wieder Richtung Ausgang. Dort machen wir uns noch einen Stempel in den Reisepass. Eine witzige Idee.

Ein schönes Gimmick: Der Machu Picchu Stempel im Reisepass.

Danach heißt es wieder Schlange stehen, für den Bus nach unten. Dort geht es dann wieder mit dem Zug zurück nach Ollantaytambo, wo wir gegen 20:30 Uhr ankommen. Wir sind erschöpft, fühlen uns aber auch toll, denn ein Ereignisreicher Tag geht zu Ende. Die Kosten dafür sind mit 300,00 Euro für uns beide eigentlich unverschämt hoch, doch wir haben viel erlebt und so ärgern wir uns nur ganz kurz darüber. Am nächsten Tag geht es dann nach Cusco, wo wir zwei Tage bleiben, bevor wir dann von Lima Richtung Fidschi fliegen.

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Impressionen von Machu Picchu:

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