Ollantaytambo – Das eigentlich Highlight im heiligen Tal

4. September 2017

Ollantaytambo (dt. Speicher meines Gottes) ist unserer Meinung nach einer der am meist unterschätzten Orte in Peru. Von dem Großteil aller Reisenden wird er als sehr kurze Zwischenstation auf dem Weg zu Machu Picchu genutzt. Eine Nacht, mehr ist oft nicht drin. Viele Reiseblogs erwähnen Ollantaytambo nur im Zusammenhang mit dem bekannten Weltkulturerbe Machu Picchu. Zwar wird der Ort stets gelobt und Besucher haben nur Gutes zu berichten, einen richtigen Hype hat er aber (zum Glück) noch nicht erfahren. Dabei kann Ollantaytambo richtig viel und ist für uns das eigentliche Highlight im heiligen Tal.

Wir müssen zugeben, dass wir von Ollantaytambo vorher nicht viel gehört haben und es auch nur in Bezug auf Machu Picchu mal nebenbei irgendwo aufgeschnappt haben. Wirklich darauf aufmerksam gemacht hat uns Conny, die wir während unserem Homestays auf Amanati kennegelernt haben und mit der wir einen Abend später essen waren. Sie hat uns den kleinen Ort wärmstens ans Herz gelegt und da wir mit Empfehlungen bisher immer sehr gut gefahren sind, entscheiden wir uns spontan dort 2 Tage zu verweilen, bis es weiter nach Machu Picchu geht. Aber alles der Reihe nach.

Mit dem Bus geht es von Puno sechs Stunden nach Cusco. Wir haben uns wieder für Cruz del Sur entschieden und auch diesmal ist die Fahrt wieder bequem und kurzweilig. In Cusco angekommen, geht es direkt weiter zur Sammelstelle für den Minibus nach Ollantaytambo. Der kostet zu unserer Freude nur umgerechnet 2,50€ pro Person. Das ist für 1,5 Stunden Fahrt ein guter Preis. Also ab in den Minibus und auf geht´s. Die Fahrt bietet uns mal wieder spektakuläre Aussichten. Erneut stellen wir fest, wie gewaltige die Anden sind, wie massiv die Berge und wie vielfältig die Konturen der Landschaft.

Wieder bieten uns die Anden eine spektakuläre Aussicht während unserer Fahrt nach Ollantaytambo.

Am frühen Abend kommen wir in Ollantaytambo an und sind sofort total begeistert. Das kleine Städtchen ist supersüß aber vor allem ist es die letzte wirklich bewohnte Inka-Stadt in Peru. Ja, eine echte Inka-Stadt! Wir konnten das vorher auch nicht glauben, bis wir schließlich auf dem zentralen Platz stehen und die alten Häuser, Mauern, Gassen und Bäche sehen.

Ollantaytambo bei Nacht am Abend unserer Ankunft.

Seit vielen hundert Jahren leben in der Stadt die Inkas und heute ihre Nachfahren und viele der Häuser und Straßen sind noch von damals. Außerdem ist die Stadt eingerahmt von gigantischen Bergen. In zwei von ihnen haben die Inkas gewaltige Bauwerke angelegt, die sie zur Landwirtschaft und für religiöse Zwecke genutzt haben. Das Bild, welches sich uns am nächsten Morgen, als wir die Terrasse unseres Hotels betreten, bietet, ist wirklich einzigartig. Eine historische Stadt und ringsherum Ruinen, die markant aus den steilen Hängen der Berge hervorragen. Mit jedem Blick reist man in der Zeit zurück und stellt sich automatisch vor, wie die Inkas hier gelebt haben. Wie sie die tonnenschwere Steine den Berg hinaufgeschleppt haben. Wie sie ihre Lebensmittel angebaut und gelagert haben. Und wie sie die Berge und die Sterne erforscht haben, um ihre Gebäude dann genau danach auszurichten. Ähnlich wie die Maya. Bemerkenswert.

Unser Hostel heißt „Hostel Main Square“ und liegt nur wenige Meter vom Hauptplatz entfernt, wie der Name ja schon sagt. Es ist schön, die Mitarbeiter sind freundlich, aber für uns ist es zu laut. Jeden Morgen um 5 Uhr beginnt irgendjemand im Gebäude Möbel zu verrücken und zu hämmern. Das nervt und so entscheiden wir uns nach zwei Nächten in ein anderes Hostel zu wechseln, mit dem Namen „Rumi Sonqo“. Es ist in einem alten Inka-Wohnhaus und der Besitzer ist unter anderem als Tourguide tätig. Er gib uns viele Infos über die Inkas, Ollantaytambo und Machu Picchu und das kostenlos. Das freut uns natürlich.

Ollantaytambo gefällt uns so gut, dass wir unseren Aufenthalt um zwei Tage verlängern. Das Städtchen hat einen ganz besonderen Charme, hervorgerufen durch das historische Ambiente, die netten Menschen und die urige Aufmachung der Gassen und Häuser.

Und auch tagsüber kann sich das Städtchen wirklich sehen lassen. Die kleinen Gassen sind bezaubernd.

 

In den Seitenstraßen befinden sich zahlreiche Cafés und Hostels.

Am ersten Tag besteigen wir den Berg, den die Inka zur Lagerung ihrer Vorräte und zur Beobachtung der Umgebung nutzten.

Im Hintergrund kann man die Kornspeicher der Inka erkennen.

Auf steilen, teils ungesicherten Pfaden geht es abenteuerlich nach oben. Ein anstrengendes Unterfangen wenn man bedenkt, dass wir immer noch auf 2.700 Meter Höhe sind. Aber es lohnt sich.

Es geht steil hinauf. Geländer sind eine Seltenheit und wie hier auf dem Bild eher die Ausnahme.

 

Man kann ungefähr erahnen wie weit es hinauf geht.

 

Die Ruinen sind für ihr Alter sehr gut erhalten.

 

Die Anzahl der Gebäude die in den Berg gebaut wurden, ist kaum zu zählen. Überall befinden sich Überreste davon.

 

Ruinen von oben.

 

Im Hintergrund erkennt man die gigantischen Berge, die Ollantaytambo einrahmen.

Der Ausblick ist wunderbar und die Ruinen in den Bergen sehr beeindruckend. Wir verbringen mehrere Stunden mit deren Erkundung und sind nach dem Abstieg total begeistert. Ganz viele Bilder davon gibt es in der Galerie.

Immer wieder halten wir inne, und genießen die Aussicht.

 

Panorama von Ollantaytambo.

 

Uuuhhhh….mutig.

 

Uuuhhhh…Scherzkeks.

 

Ist das nicht eine wunderbare Aussicht?

Am Tag darauf geht es zu den „Hauptruinen“. Während die Ruinen am Vortag kostenlos waren, zahlen wir hier 70 Soles Eintritt pro Person. Aber es lohnt sich.

Blick auf die „Hauptruinen“ von Ollantaytambo.

 

Die Inka legten dutzende dieser Terrassen and, die sie vorwiegend zur Landwirtschaft verwendeten.

Wieder verbringen wir Stunden damit die Ruinen zu erkunden. Die Inkas haben riesige Terrassen in den Berg gebaut, die sie zur Landwirtschaft nutzten. Weiter oben findet man zahlreiche religiöse und militärische Gebäude, die durch viele Gänge miteinander verbunden sind.

Schmale Wege führen an den Bergwänden zu weiteren Gebäuden. Es ist alles so riesig und weitläufig, dass man Tage mit der Erkundung verbringen könnte. Wir sind schwer begeistert und voller Tatendrang besteigen wir eine Terrasse nach der anderen. Die Inkas legten ein gut durchdachtes Bewässerungssystem an, das heute noch funktioniert und im Originalzustand erhalten ist. Was für eine tolle Reise in die Vergangenheit.

Blick auf den Berg, auf dem wir am ersten Tag waren. Man erkennt in der Mitte und im linken Bildabschnitt die Kornspeicher, die in die Felsen gebaut wurden.

 

Befestigungsanlage über den Dächern der Stadt.

 

Schmale Gänge verbinden die Bauten miteinander.

Einige Fun-Facts über Ollantaytambo, denn wir wollen unsere Blogs auch immer mit Infos zu den Orten spicken, die wir gesehen haben. Damit das Ganze einen reisewissenschaftlichen Touch bekommt 😉

Ollantaytambo ist, wie viele andere Inka-Städte, noch relativ jung. Das liegt daran, dass die Inkas erst Mitte des 16. Jahrhunderts in Südamerika entstanden sind. Vorher gab es dutzende verschiedener uralter Stämme. Die Inkas haben sich nach und nach diese Stämme einverleibt und entwickelten sich so zu einem riesigen Volk. Die Stadt wurde vor allem für religiöse, wissenschaftliche und landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Oft wird Ollantaytambo unterstellt, dass es eine Festung gewesen wäre, mit der die Inkas die stetig vorrückenden Spanier zurückschlagen wollten. Die Wahrheit ist allerdings, dass Ollantaytambo erst sehr spät in seiner Geschichte zu einer „Festung“ gemacht wurde. Als Cusco, die Hauptstadt der Inka, von den Spaniern erobert wurde, zog sich der herrschende König nach Ollantaytambo zurück. Erst dann wurden Maßnahmen ergriffen, um die Stadt für eine Belagerung durch die Spanier zu rüsten. Allerdings konnte man den Eroberern und ihren modernen Waffen nicht lange standhalten und die Stadt wurde schnell eingenommen und viele Gebäude und vor allem religiöse Bauten, zerstört. Daraufhin vernichteten die Inka, die mittlerweile durch eingeschleppte Krankheiten stark geschwächt und dezimiert waren, die Straße nach Machu Picchu, denn sie wollten nicht das auch diese Stadt an die Spanier fällt. Machu Picchu wurde daher auch erst hunderte Jahre später entdeckt, aber dazu in einem anderen Beitrag mehr. Apropos Krankheiten: Anders als man vielleicht denken könnte, waren es nicht die Kämpfe mit den Spaniern, die das Reich der Inka untergehen ließen, sondern die bereits erwähnten eingeschleppten Krankheiten, gegen die es keine effektiven Heilmittel gab. Zudem gab es unter den Inkas immer wieder blutige und verlustreiche Konflikte, die ebenfalls zum Untergang des Reichs beigetragen haben. Aber natürlich war auch das brutale und rücksichtslose Vorgehen der Eroberer ein Puzzelteil in der Geschichte und dem Niedergang der Inkas.

Diese waghalsigen Wege, führen von einem Abschnitt zum nächsten. Es macht Spaß darüber zu wandern.

 

Ein tolles Motiv…und Terrassen im Hintergrund 😉

 

Idyllisches Wandern.

Nachdem wir die Stadt und die umliegenden Ruinen ausführlich erkundet haben, steht für uns am nächsten Tag die Fahrt nach Machu Picchu an. Ein teurer Spaß. Wenn man Zugfahrt, Eintritt und sonstige Ausgaben berücksichtigt, kommen da für zwei Personen locker mal 300,00€ zusammen. Aber wenn man schon mal da ist, will man sich das auch nicht entgehen lassen. Wir sind gespannt was Machu Picchu zu bieten hat.

Ach ja: Da wir so viele Bilder gemacht haben und die aus Platzgründen nicht alle in den Artikel packen wollten, findet ihr die in der Galerie. Da gibt es ganz viele. Also auf jeden Fall auschecken.

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Impressionen aus Ollantaytambo:

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