Die Amantaní-Experience – Teil 2

2. September 2017

Die Nacht ist nicht sehr erholsam. Das Bettlaken versucht immer wieder uns einzuwickeln. Aber wir haben ihm den Kampf angesagt und verbringen die halbe Nacht damit es wieder um die Matratze zu stülpen. Es ist zudem auch ziemlich kalt, aber mehrere Schichten aus Decken machen es erträglich. Diese sind aber wiederum so schwer, dass man sich kaum drehen kann.

Reynaldo weckt uns zum Frühstück. Er erzählt uns freudestrahlend dass es Pancakes gibt. Offensichtlich ist das ein außergewöhnliches Frühstück. Als wir in der Küche kommen sitzt die Mutter wieder  vor dem Herd. Zu den Pancakes gibt es ein bisschen Marmelade. Reynaldo bekommt auch Pfannkuchen und ist sichtlich zufrieden. Die Eltern essen beide eine Suppe. Das ist wohl das normale Frühstück.
Dann geht alles ganz schnell. Wir packen unsere Sachen, verabschieden uns und der Vater begleitet uns zum Bootssteg. Hier haben sich bereits einige Touristen versammelt. Die Gruppen finden sich alle wieder bei ihren Guides ein und gemeinsam geht es dann auf das Boot. Wir treffen auch wieder Conny und plaudern kurz mit ihr und stellen fest, dass wir wieder die gleiche Station ansteuern werden. Verrückt 😉

Die morgendliche Sonne lässt den See noch unschuldig glitzern. Aber bald gibt er richtig Gas.

Die Erfahrung bei Einheimischen zu übernachten, etwas über ihr Leben zu erfahren und auch einen Teil ihres Alltags mitzubekommen, war wirklich interessant und lehrreich. Aber wir wissen auch zu schätzen was wir zuhause haben. Zum Beispiel eine Wasserversorgung…oder einen Kühlschrank.

Das nächste und letzte Ziel des zweitägigen Ausflugs ist Taquile Island. Taquile ist vor allem für seine Weberei und Stickerei bekannt. Diese Arbeit wird vor allem von den Männern ausgeführt. Sie lernen dieses Handwerk bereits im Kindesalter. Daher wird die Insel auch Insel der strickenden Männer genannt. Die Textilprodukte sollen zudem zu den hochwertigsten in Peru gehören.

Die Fahrt von Amantaní nach Taquile dauert ca. eine Stunde, was theoretisch kein Problem darstellt, wenn der See da nicht noch ein Wörtchen mitzureden hätte. Der ist nämlich ganz schön aufgebracht und so werden wir im Boot kräftig hin und her geschaukelt. Einige Passagiere vertragen den Seegang überhaupt nicht und setzen sich seekrank an das Ende des Bootes. Die Armen.

Wir finden es beide eigentlich auch ziemlich skurril. Der Titicacasee befindet sich auf einer Höhe von 3.812 Metern. Hier sollte man sich eher Gedanken um die Höhenkrankheit machen. Stattdessen wird man in der Höhe seekrank. Lustig und tragisch zugleich. Als wir das rettende Ufer erreichen sind alle froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Blick auf den Strand von Taquile.

 

Vom Hafen geht es Richtung Zentrum von Taquile.

Geplant ist ein Lauf über die Insel zur anderen Seite, auf der uns das Boot nach einem Mittagessen wieder abholt. Ein ziemlich steiler Weg (das kennen wir ja schon) führt nach einigen Minuten auf einen großen Platz. Dies scheint Treffpunkt und Schauplatz der Insel zu sein und hier treffen auch alle Gruppen wieder zusammen. Zu unserer Freude läuft uns Conny wieder in die Arme. Wir schlendern ein bisschen mit ihr über den Platz und besichtigen zusammen ein Gebäude, das Handicraft-Center, in dem wir die stickenden Männer finden. Hier kann man natürlich auch allerlei Textilien käuflich erwerben. Das lassen wir aber. Noch zu erwähnen ist, dass die Inselbewohner auch typische farbenfrohe Trachten tragen.

Blick vom Marktplatz auf´s Meer. Wieder Glück gehabt mit dem Wetter!

Nachdem wir uns ein wenig umgeschaut haben, werden alle Gruppen wieder zusammengetrommelt. Kurzerhand verabreden wir uns mit Conny zum Abendessen, um sich auch mal in Ruhe auszutauschen. Auch sie ist in Puno untergebracht. Wieder verabschieden wir uns, freuen uns aber schon auf den gemeinsamen Abend.

Dann geht der Weg weiter. Zum Glück nur noch abwärts. Kurz bevor wir den Bootssteg erreichen kehren wir noch in einem kleinen Restaurant ein. Wobei es eher aussieht wie ein normales Wohnhaus. Es stehen mehrere gedeckte Tische sowie Bänke aneinandergereiht. Wir bekommen sofort Muña und Coca Tee angeboten. Wir entscheiden uns natürlich für Muña, für den wir schon eine kleine Leidenschaft entwickelt haben. Essentechnisch gibt es dann die Auswahl zwischen Fisch und Omelette. Zuvor gibt es noch ganz traditionell eine Quinoasuppe und Brot mit einem Gemisch aus Tomaten, Zwiebeln und Kräutern. Schmeckt alles ganz lecker.

Als wir alle fertiggegessen haben, bekommen wir noch eine besondere Darbietung durch einen älteren Mann. Es gibt ein natürliches Shampoo, welches auf Basis einer heimischen Pflanze hergestellt wird. Diese Pflanze wir mit einem Mörser per Hand gerieben und anschließend mit Wasser zu Schaum verarbeitet. Damit reinigt er vor unseren Augen ein stark verschmutzen Alpacafell. Und siehe da: es ist wieder weiß und sauber. Doch es reinigt nicht nur Fell, sondern auch Haare, Geschirr…einfach alles.

Traditionelle Herstellung von Shampoo bzw. Seife.

Wieder am Hafen warten wir auf die anderen Reisenden, denn wir sind die ersten die an unserem Boot angekommen sind. Ben nutzt die Gunst der Stunde und packt natürlich seine Drohne aus.

Dabei entsteht auch dieses kurze Impressionsvideo von Taquille.

Wieder auf dem Boot ist die Rückfahrt nach Puno wesentlich entspannter und vergleichsweise völlig ruhig. Dafür dauert sie recht lange. Mehr als drei Stunden tuckern wir über den Titikakasee, bis wir endlich da sind. In Puno angekommen geht es auch direkt zurück zum Hostel und erstmal unter die Dusche.

Am Abend machen wir uns auf den Weg zur Kirche, um uns mit Conny zu treffen. Wir entscheiden uns für eine Pizzeria, welche aber komplett besetzt ist. Glücklicherweise gibt es eine Niederlassung der gleichen Pizzeria nochmal ein paar Straßen weiter.

Nachdem wir endlich sitzen und das Essen bestellt ist, haben wir Zeit uns intensiver auszutauschen. Wir erfahren das Conny Lehrer ausbildet und selbst früher Lehrerin in einer Grundschule gewesen ist. Sie ist aufgrund einer Hochzeit nach Peru gereist (als Gast ;-)) und nutzt die verbleibende Zeit um das Land noch weiter kennenlernen. Sind ja zum Glück Sommerferien in Bayern. Von ihr bekommen wir auch noch viele tolle Tipps für unser weitere Reise durch Peru.

Zum Beispiel, dass wir unbedingt nach Ollantaytambo gehen sollen. Das sollte sich als bester Tipp ever heraustellen. An dieser Stelle nochmal vielen lieben Dank Conny! Es war sehr schön Dich kennenzulernen.
Wir lassen den Abend mit interessanten Gesprächen ausklingen und machen uns dann wieder zurück auf den Weg ins Hostel. Für uns wird es am nächsten Tag weitergehen. Wir werden in Richtung Cusco aufbrechen.

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Go top