Lamanai

30. Juli 2017

„Die Maya-Ruinen von Lamanai befinden sich am Ufer des New River in einer 48 Kilometer langen Inlandlagune. Der Name Lamanai bedeutet in der Maya-Sprache soviel wie „untergetauchtes Krokodil“. Mit einer Besiedelungsdauer von ca. 3000 Jahren gehört sie zu den am längsten kontinuierlich besiedelten Mayastädten.“ – Info von der Homepage http://www.guidetobelize.info

Um 8 Uhr morgens geht es los. Amir, unser Guide, holt uns ab und es geht zu einem Bootssteg. Vor Ort warten wir noch auf weitere Teilnehmer und dann geht es los. Jeder sucht sich einen Platz in dem kleinen Boot. Teil der Tour ist nämlich eine Bootsfahrt auf dem New River, welche an sich schon sehr abenteuerlich ist. Man kann verschiedene Tierarten beobachten und sich an der Flora und Fauna erfreuen. Alles sehr beeindruckend. Für uns wird diese Fahrt besonders spannend, was sich kurz darauf herausstellen wird.

Die Fahrt über den New River gewährt uns einen Blick auf die tolle Landschaft.

 

Uns begegnet auch so manches Getier. Krokodile soll es hier auch geben. Wir haben aber keine gesehen. Dafür diese witzigen Vögel, die auf den Blättern von Seerosen laufen können.

Mitten auf dem Fluss versagt plötzlich unser Motor. Amir und sein Helfer versuchen alles um ihn wieder zum Laufen zu bringen, aber viel ausrichten können sie nicht. Es geht nur noch im Schneckentempo voran, mit einem stotternden Motor, der immer wieder ausfällt. Schließlich zückt Amir sein Handy und führt einige Telefonate. Anscheinend hat er irgendetwas organisiert, denn einige Zeit später legen wir an einem kleinen Steg an. In der Ferne erkennt man eine Siedlung.

Es handelt sich um ein Mennoniten-Dorf.

Mennoniten sind Teil einer Glaubensgemeinschaft, die ihre Wurzeln unter anderem in Deutschland hat. Vor langer Zeit sind sie nach Nord- und Südamerika ausgewandert. Ihre wohl bekanntesten Verwandten sind die Amish in den USA. Diese waren ebenfalls einmal Mennoniten, spalteten sich dann aber ab. Mennoniten führen ein sehr einfaches Leben und sind tief mit ihrem Glauben bzw. ihrer Religion verwurzelt. Sie tragen einfache Kleidung und sehen somit fast immer gleich aus. Die Männer tragen immer lange Hosen, Hemden mit Hosenträgern, Hüte und haben oft Bärte. Die Frauen tragen hochgeschlossene Kleider und eine Kopfbedeckung die an frühere Jahrhunderte erinnert. Viele lehnen Technologie ab und haben keine Autos, keine Elektrizität und schon gar keine Smartphones oder Computer. In Belize sind viele Mennoniten allerdings etwas liberaler und lassen modernere Technik in einem gewissen Maße zu.

Während die „älteren“ Mennoniten mit dem Motor beschäftigt sind, blickt dieser hier gedankenverloren über das Wasser.

Als wir am Ufer „stranden“, eilen uns sofort einige Mennoniten zu Hilfe und kümmern sich mit unserem Guide zusammen um den Motor. Ganz traditionell sind sie mit der Kutsche ans Ufer gelangt. Einige jüngere Männer sitzen etwas entfernt unter einem Baum im Schatten und beobachten das Treiben. Frauen sind keine anwesend, das ist Männerarbeit.

Trotz intensiver Bemühungen will der Motor nicht wieder anspringen.

Wir beobachten die Situation neugierig und unterhalten uns dabei auf deutsch miteinander. Auf einmal spricht uns einer der Mennoniten, ein älterer Mann, ebenfalls auf Deutsch an und fragt uns, ob wir denn aus Deutschland sind. Überrascht antworten wir und wechseln ein paar Sätze mit ihm. Sein Deutsch ist gebrochen aber man versteht ihn. Er erzählt uns, dass die Mennoniten ebenfalls Deutsch sprechen, allerdings ein Plattdeutsch welches für uns nur schwer verständlich ist. Es ist ein beeindruckender Moment. Mitten in der Wildnis diese Hilfe zu bekommen und dann auch noch verstanden zu werden von Menschen, deren Vorfahren vor sehr langer Zeit aus Deutschland ausgewandert sind. Das hat unser Interesse für die Mennoniten geweckt und Wikipedia und Google glühen am Abend und in den nächsten Tagen.

Die ganze Szenerie ist irgendwie unwirklich und skurril. Diese zurückhaltendenden und zurückgezogen lebenden Menschen, die noch Pferdekutschen haben und einen Lebensstil praktizieren, der uns gänzlich fremd ist und mit dem wir uns nicht identifizieren können. Sie sind freundlich und hilfsbereit, doch man merkt auch, dass sie eher unter sich bleiben wollen. Fleißige Menschen, mit einer tiefen Verbundenheit zu ihrer Sache. Das gibt es bei uns in Deutschland auch, aber nicht in diesem konsequent konservativen Maße. Es war sehr bereichernd das mitzubekommen.

Als wir wieder wegfahren winkt uns der alte Mann hinterher und das folgende Bild entsteht. Auf jeden Fall eines unserer Lieblingsbilder aus Belize.

Eines unserer Lieblingsbilder. Der alte Mann winkt uns zum Abschied zu.

Wir kehren allerdings noch zwei weitere Male zurück, weil der Motor einfach streikt. Schließlich warten wir auf ein anderes Boot, das bereits auf dem Weg ist. Vor den schüchternen aber auch neugierigen Blicken der Mennoniten, wechseln wir alle das Boot und setzen unsere Fahrt fort. Diesmal mit richtig Vollgas, da wir Zeit aufholen müssen.

Mit Vollgas geht es über den Fluß nun Richtung Lamanai.

Mit etwas Verspätung erreichen wir die Maya-Ruinen von Lamanai. Der Weg zu den alten Stätten ist sehr schön aufgebaut. Es gibt mehrere Picknickplätze, ein paar wenige kleine Shops und Toiletten. Bevor es losgeht, stärken wir uns erst einmal mit einem Mittagessen. Dies wurde von den Frauen des Unternehmens, mit dem wir die Tour machen, gekocht. Lecker.

Welcome to Lamanai. Die ganze Anlage ist sehr gepflegt und liebevoll angelegt.

 

Lamanai bedeutet in der Maya-Sprache so viel wie „untergetauchtes Krokodil“.

Dann beginnt die Tour. Es wurde ein Rundweg für Besucher angelegt, der an den verschiedensten Bauten vorbeiführt. Auch wenn das Gelände gut erschlossen ist, so sind viele Tempel und andere Gebäude noch nicht freigelegt und restauriert, wie uns Amir erzählt. So ist es leider mit ganz vielen großen Maya-Städten in Mittelamerika. Es fehlen einfach die Gelder dazu. Lamanai wurde unter anderem mit europäischen Hilfsmitteln restauriert. Ein bisschen Wiedergutmachung für die Kolonialisierung und Zerstörung durch die Europäer? Man weiß es nicht.

Finanziert unter anderem mit Mitteln der EU. Wenn da nicht mal jemand ein schlechtes Gewissen hat.

Bei dem ersten Tempel den wir sehen, handelt es sich um ein Gebäude welches für Zeremonien verwendet wurde. Priester standen ganz oben und führten Rituale durch, um mit den Göttern Kontakt aufzunehmen. Wir denken sofort an den Film „Apocalypto“ von Mel Gibson, in dem unter anderem sieht wie ein Maya-Stamm Gefangene auf brutale Art und Weise opfert. Das bleibt natürlich in Erinnerung und deshalb fragen wir unseren Guide, ob es denn wirklich so bei den Mayas war. Tatsächlich gab es Stämme, unter anderem die Azteken in Mexiko, die ihre Gefangenen geopfert haben, ja sogar extra Kriege gegen andere Stämme geführt haben, nur um Gefangene machen zu können. Die meisten Maya-Stämme opferten jedoch vor allem Mayas von hohem Rang. Als Maya war es eine Ehre, wenn man für die Götter geopfert wurde. Für uns kaum vorstellbar, doch es war eine große Ehre für eine Familie, wenn ein Angehöriger geopfert wurde. Es wurden sogar Spiele ausgetragen, deren Gewinner dann die Ehre hatten als Opfergabe auf die Tempel zu steigen. Gruselig aber auch wahnsinnig interessant. Wie alles andere was uns Amir erzählt.

Der erste Tempel den wir zu sehen bekommen ist schon beeindruckend. Aber es wird noch besser.

 

Der Tempel ist verziert, unter anderem mit diesem Gesicht eines Jaguars. Erinnert zwar eher an ein Schwein, aber mit viel Fantasie kann es eigentlich alles sein.

Die Maya hatten zu ihrer Zeit keine Hilfsmittel wie Eisenwerkzeuge oder Tiere mit denen sie die schweren Steine hätten transportieren können. Wenn man die gigantischen Bauten sieht, kann man dies kaum glauben. Somit ist jeder einzelne Stein mit Manneskraft mehrere Kilometer getragen worden. Vor Ort wurden sie in Form gebracht und dann verbaut. Die Gebäude sind teilweise unfassbar hoch und massiv. Es gibt große Steingesichter, Rahmen in denen Bilder gemalt wurden, Skulpturen, Verzierungen. Jedes Bauwerk wurde individuell geplant. Zu der damaligen Zeit, ohne „moderne“ Hilfsmittel, wie sie z.B. die Euroäer hatten, ist das wirklich bemerkenswert. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Fun Fact: In Maya-Siedlungen stehen unter anderem deshalb so viele Tempel rum, weil jeder Herrscher ein Grab brauchte und natürlich wollte jeder auch in einem angemessenen Tempel bestattet werden. Es handelt sich also im Prinzip und riesige Gräber, die Bestandteil des täglichen Lebens der Maya waren.

Der größte und wichtigste Tempel in Lamanai. Ist das nicht beeindruckend?

 

Wir wagen es und steigen bis ganz nach oben. Sehr anstrengend, aber es lohnt sich.

Im Selbstversuch haben wir auch einen der Tempel bestiegen, den größten in Lamanai. Die Stufen sind riesig. Kaum vorstellbar, wie anstrengend das für die Mayas gewesen sein muss, die recht klein waren. So ein Priester muss gut in Schuss gewesen sein. Wir sind ganz schön außer Atem, als wir oben auf dem Tempel stehen. Dafür werden wir aber mit einem wunderbaren Blick über den Dschungel belohnt.

Wir werden mit einem beeindruckenden 360 Grad Blick über den Dschungel belohnt.

Amir hat uns zu jedem Tempel, jedem Tier, jedem Baum oder Blatt Informationen gegeben. Das war wirklich beachtlich und äußerst interessant. Als wir uns auf den Weg zurück zum Boot machen, hören wir auch noch die Brüllaffen aus dem Dschungel. Ob sie uns beobachtet haben?

Im Dschungel von Lamanai gibt es viel zu entdecken. So wie dieser alte Baum, dessen Wurzeln sich seinen Weg durch die alten Mauern der Maya gebahnt habe. Mehr Bilder davon in der Galerie am Ende des Beitrags.

 

So ein Baum eignet sich natürlich hervorragend zum posen.

Wir haben im Nachhinein auch erfahren, dass Amir der erste Guide war, der für diese Tour eine Lizenz bekommen hat. Da er selbst Maya-Vorfahren hat, begeistert er sich sehr für die Geschichte und die Kultur. Am frühen Nachmittag haben wir uns dann mit neuem wertvollen Wissen auf den Rückweg gemacht. Die Tour nach Lamanai hat sich wirklich gelohnt. Auch wenn Orange Walk Town sonst nicht viel zu bieten hat, kann man diesen Abstecher alleine für diese Tour auf jeden Fall auf sich nehmen.

Die Tour nach Lamanai hat sich wirklich gelohnt. Die Maya-Bauten in voller Pracht zu sehen, ist ein bemerkenswertes Erlebnis. Diese großen Gesichter verzieren außerdem die Tempel, in denen Maya-Herrscher begraben liegen.

Das nächste Maya-Erlebnis werden wir in Guatemala haben, wenn wir Tikal, eine der größten Maya-Städte der damaligen Zeit, besuchen. Hier noch ein kleiner Film, den wir während unserem Besuch in Lamanai gedreht haben und der den tollen Tag den wir hatten sehr gut widerspiegelt.

—————

Impressionen aus Lamanai:

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Go top